Wie lässt sich der Begriff Modularisierung definieren und welche Vorteile bringt dieses Gestaltungsprinzip?
Bei der Lektüre von Emil Wettstein und Philipp Gonon zur Berufsbildung in der Schweiz konnte ich folgendes herauslesen:
Modularisierung ist die Gliederung von Bildungsinhalten in genau beschriebene Einheiten, die Teil verschiedener Lehrgänge sein können und in unterschiedlicher Kombination auch zu verschiedenen Bildungsabschlüssen führen (Baukastensystem).
Eine bestimmte Berufsqualifikation (d.h. erwünschte Handlungskompetenz mit einem zertifizierten formalen Abschluss) besteht also aus einer bestimmten Kombination von standardisierten Elementen (Teilqualifikationen), d.h. sogenannten Modulen. Jedes dieser Module kann einzeln belegt werden und ist eine autonome, geschlossene Lerneinheit, die mit einem Kompetenznachweis abgeschlossen wird. Mehrere Module ergeben einen Bausatz und führen zu einem bestimmten Berufsabschluss.
In meinem Falle ist der angestrebte Studienabschluss an der PHTG der „Master of Arts in Secondary and Higher Education“ im Fach Englisch, den ich über die Teilnahme an verschiedenen Modulen zu erreichen suche:
- Einführung in die Erziehungswissenschaften / Empirische Bildungsforschung
- Angewandte Erziehungswissenschaften
- Allgemeine Didaktik
- Fachdidaktik Englisch einschliesslich 2 Erfahrungspraktika
- Berufspädagogik
- Informations- und Kommunikationstechnologien
- zusätzliche Berufsunterstützende Attestkurse, wie z.B. „Lernen durch Podcast unterstützen“.
Nur eine dieser Teilqualifikationen erwerbe ich in einem Modul zusammen mit Kollegen desselben Unterrichtsfaches, nämlich die Fachdidaktik Englisch. Alle anderen Module werden von allen Lehrer-Studenten besucht, egal ob sie ihren Lehrabschluss nun im Fach Mathematik, Physik, Biologie, Geschichte, Wirtschaft, Italienisch oder anderen machen.
Jeder Studierende ist frei zu entscheiden, wann er ein Modul durchlaufen will – sofern es in dem betreffenden Studienjahr angeboten wird. Unwissende Studienanfänger machen alle Kurse in einem Jahr und merken dann schnell, dass ihnen dabei die Puste ausgeht, so dass sie dann doch noch um mindestens 1 Semester verlängern müssen, um alle Leistungsnachweise wirklich „leistungsgerecht“ einzureichen. 🙂
Modularisierung bringt entscheidende Vorteile:
- sie kann differenziert auf den unterschiedlichen Ausgangsqualifikationen der (Weiter)bildungsteilnehmer aufbauen (heterogene Zielgruppen mit unterschiedlicher beruflicher Qualifikation, Berufs- und Lebenserfahrung)
- somit höhere Flexibilität (Anpassungsfähigkeit) im lebenslangen Lernen
- gewährt leichtere Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungsgängen
- mehr Wirtschaftlichkeit / Lernressourcenorientierung und bessere Vereinbarkeit der Weiterbildung mit Berufstätigkeit und Familie
- individuelles, selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Lernen (Zeit, Ort, Ressourcen)
- transparente und kohärente Modulsysteme, Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse
- standardisierte, zertifizierte, trägerübergreifende Abschlüsse mit Arbeitsmarktwert
- bereits erworbene Kenntnisse können angerechnet werden!!!