Adlehm's Blog

28/05/2011

Modularisierung

Wie lässt sich der Begriff  Modularisierung definieren und welche Vorteile bringt dieses Gestaltungsprinzip?

Bei der Lektüre von Emil Wettstein und Philipp Gonon zur Berufsbildung in der Schweiz konnte ich folgendes herauslesen:

Modularisierung ist die Gliederung von Bildungsinhalten in genau beschriebene Einheiten, die Teil verschiedener Lehrgänge sein können und in unterschiedlicher Kombination auch zu verschiedenen Bildungsabschlüssen führen (Baukastensystem).

Eine bestimmte Berufsqualifikation (d.h. erwünschte Handlungskompetenz mit einem zertifizierten formalen Abschluss) besteht also aus einer bestimmten Kombination von standardisierten Elementen (Teilqualifikationen), d.h.  sogenannten Modulen. Jedes dieser Module kann einzeln belegt werden und ist eine autonome, geschlossene Lerneinheit, die mit einem Kompetenznachweis abgeschlossen wird. Mehrere Module ergeben  einen Bausatz und führen zu einem bestimmten Berufsabschluss.

In meinem Falle ist der angestrebte Studienabschluss an der PHTG der „Master of Arts in Secondary and Higher Education“ im Fach Englisch, den ich über die Teilnahme an verschiedenen Modulen zu erreichen suche:

  • Einführung in die Erziehungswissenschaften / Empirische Bildungsforschung
  • Angewandte Erziehungswissenschaften
  • Allgemeine Didaktik
  • Fachdidaktik Englisch einschliesslich 2 Erfahrungspraktika
  • Berufspädagogik
  • Informations- und Kommunikationstechnologien
  • zusätzliche Berufsunterstützende Attestkurse, wie z.B. „Lernen durch Podcast unterstützen“.

Nur eine dieser Teilqualifikationen erwerbe ich in einem Modul zusammen mit Kollegen desselben Unterrichtsfaches, nämlich die Fachdidaktik Englisch. Alle anderen Module werden von allen Lehrer-Studenten besucht, egal ob sie ihren Lehrabschluss nun im Fach Mathematik, Physik, Biologie, Geschichte, Wirtschaft, Italienisch oder anderen machen.

Jeder Studierende ist frei zu entscheiden, wann er ein Modul durchlaufen will – sofern es in dem betreffenden Studienjahr angeboten wird. Unwissende Studienanfänger machen alle Kurse in einem Jahr und merken dann schnell, dass ihnen dabei die Puste ausgeht, so dass sie dann doch noch um mindestens 1 Semester verlängern müssen, um alle Leistungsnachweise wirklich „leistungsgerecht“ einzureichen. 🙂

Modularisierung bringt entscheidende Vorteile:

  • sie kann differenziert auf den unterschiedlichen Ausgangsqualifikationen der (Weiter)bildungsteilnehmer aufbauen (heterogene Zielgruppen mit unterschiedlicher beruflicher Qualifikation, Berufs- und Lebenserfahrung)
  • somit höhere Flexibilität (Anpassungsfähigkeit) im lebenslangen Lernen
  • gewährt leichtere Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungsgängen
  • mehr Wirtschaftlichkeit / Lernressourcenorientierung und bessere Vereinbarkeit der Weiterbildung mit Berufstätigkeit und Familie
  • individuelles, selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Lernen (Zeit, Ort, Ressourcen)
  • transparente und kohärente Modulsysteme, Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse
  • standardisierte, zertifizierte, trägerübergreifende Abschlüsse mit Arbeitsmarktwert
  • bereits erworbene Kenntnisse können angerechnet werden!!!

22/05/2011

Hochschulstudium oder Weiterbildung? Der Link der Modularisierung.

Mein Rahmenthema bei der Erarbeitung von Prüfungsfragen für das E-Assessment im BP-Kurs war die Weiterbildung in der Schweiz, d.h. der Bildungsbereich, der sich mit folgenden Worten beschreiben lässt:

  • lebenslanges Lernen
  • informelles Lernen
  • nicht-formale Bildung
  • allgemeine Weiterbildung
  • berufsorientierte Weiterbildung
  • berufsorientierte Fortbildung und Umschulung
  • Quartärbereich.

Das ist ein weites Feld und lässt sich vielleicht am ehesten so zusammenfassen, dass es das Lernen von Erwachsenen beschreibt, die nach einer unterschiedlich langen ersten Bildungsphase den organisierten Lernprozess aus beruflichen Gründen oder persönlichem Antrieb fortsetzen oder wiederaufnehmen.

Dann darf ich mich also ein sich stetig weiterbildender Erwachsener bezeichnen, denn ich habe einige Weiterbildungen nach meiner Schul- und Studienzeit auch berufsbegleitend durchlaufen und bin jetzt mit meinen didaktischen Studien an der PHTG wieder zu neuen Ufern unterwegs. Bei manchen Zeitgenossen trifft frau damit auf Unverständnis. Das Konzept des „lifelong learning“ hat sich eben noch nicht überall herumgesprochen. Bedenke man doch: „wer rastet – der rostet“ – auch im Kopf!

„Früher wurde die Weiterbildung – vor allem die allgemeine – auch Erwachsenenbildung genannt. Da diese von den Institutionen (Bund, Kantonen) gerne etwas vernachlässigt bis belächelt wurde, setzt sich der Schweizerische Verband für Erwachsenenbildung (SVEB) dafür ein, den Begriff Erwachsenenbildung konsequent mit dem Begriff Weiterbildung zu ersetzen“ und hat sich daher auch selbst in Schweizerischer Verband für Weiterbildungumbenannt (vgl. auch Emil Wettstein, Philipp Gonon: Berufsbildung in der Schweiz).

Für meine jüngeren Mitstudierenden ist das Studium zur Lehrperson Sekundarstufe II natürlich die Tertiärstufe d. h. ihre erste höhere Berufsausbildung nach der obligatorischen Schule und der Matura. Aber es gibt genauso viele ältere Mitstudierende, die sich in verschiedenen Lebensphasen zu diesem Studium (in Vollzeit oder berufsbegleitend über mehrere Semester) entschlossen haben. Ich habe mich daher gefragt, was ermöglicht es beiden Zielgruppen, diesen Ausbildungsgang trotz unterschiedlicher persönlicher Voraussetzungen, Präferenzen und Ressourcen zu durchlaufen.

Die Antwort ist: das organisatorische Gestaltungsprinzip der Modularisierung des Studienganges. Dies ist mir erst beiläufig beim Erarbeiten des Themas Weiterbildung für das E-Assessment bewusst geworden. Wettstein und Gonon schreiben dazu: „Was in der beruflichen Grundbildung die Ausnahme darstellt, ist in der Weiterbildung der Normalfall: die Modularisierung.“

Die PHTG als Bildungseinrichtung der Tertiärstufe hat hier ein probates Mittel gefunden, um heterogenen Zielgruppen die Möglichkeit zur Lehrerausbildung zu geben und dem Lehrermangel entgegen zu wirken. Lernmodule bieten „Gelegenheiten“ zum selbstbestimmten, selbstorganisierten Lernen in unterschiedlichen Zeitfenstern.

Für Wieder- oder Quereinsteiger mag man das Studium formell „Weiterbildung“ nennen, aber auf die Bezeichnung kommt es gar nicht an. Wichtig ist, dass unter dem Aspekt des lebenslangen Lernens „Lerngelegenheiten“ geschaffen werden, wo die gewünschte Bildung jedem ermöglicht wird – sofern er gewisse Zulassungsvoraussetzungen den Bildungsstand betreffend erfüllt – egal welchen Alters, ob berufstätig oder noch Mutter und Hausfrau.

12/04/2011

Personal Learning Environment

Nicht für die Schule, sondern für das virtuelle Leben lernen wir.

Nachdem ich an der PHTG nun auch das IKT-Modul im Crash-Kurs einer schlichten Woche besuche, widme ich die nächsten beiden Einträge dem Lernen in der virtuellen Welt.

Zwar bin ich mit Fremdsprachen vertraut, aber bei all den Wortschöpfungen der Informations- und Kommunikationstechnologie, die mir gleich zu Beginn des Kurses nur so um die Ohren flogen, entpuppte sich Wikipedia mal wieder zum verlässlichsten und schnellsten Freund und Helfer, um die Fachbegriffe der neuen Medien zu entschlüsseln.

Die erste an uns im Kurs gestellte Aufgabe war: Ein PLE mit iGoogle erstellen. Na fein, google kannte ich ja immerhin schon, aber das „i“ davor irritierte mich doch sehr und PLE hatte ich auch noch nicht gehört. Desweiteren sollte das“ Google Bookmark Gadgets“ erstellt  und mit Einträgen, sogenannten Bookmarks oder Lesezeichen, gefüllt sowie andere Gadgets wie „Sticky Notes“ oder das „Wikipedia Suche Gadget“  hinzugefügt werden.  Also noch so ein Fremdwort „Gadget“, dass durchaus auch ein „Widget“ sein kann! Schliessslich sollten wir „Social Bookmarking“ und „Tagging“ über „Delicious“ und „Diigo“ durch ausprobieren erlernen.

Obwohl interaktives Lernen per Knopfdruck ja in aller Munde ist, stelle ich immer wieder fest, dass ich persönlich „Knöpfchen ohne Köpfchen“ nicht drücken will und kann. D.h. bevor ich etwas lernen soll und will, brauche ich eine Anknüpfung an mein Vorwissen und eine Einstimmung auf die ungefähre Richtung des Lernziels.

Dank Wikipedia weiss ich jetzt aber, dass  iGoogle der Nachfolger der personalisierten Startseite bei der Suchmaschine Google ist. Das generelle Konzept hinter einer solchen PLE ist, dass ich als Lernender durch die individuelle Ausgestaltung meiner persönlichen Seite mir meine eigene Lernumgebung schaffen kann.  Das ist ja prima. Hey Teacher, leave us kids alone!

Als Gadgets bzw. Widgets werden kleinere Anwendungsprogramme bezeichnet, die in ein bestimmtes Fenstersystem eingebunden sind, damit der Lerner dort anklicken „interagieren“ kann. Widget ist letztlich nur ein Kunstwort aus Window und Gadget. Über das Einbinden dieser Komponenten in die PLE und über die individuelle Zusammenstellung von web-basierter Software und Services, die mich mit anderen Teilnehmern und Lernenden virtuell verbinden, soll das informelle Lernen mit dem Computer im besonderen und  selbstbestimmtes Lernen im allgemeinen unterstützt werden. Mein persönlicher Lernort im Internet ist unter meiner Kontrolle und ich gestalte diese Lern- und Arbeitsumgebung nach meinen Bedürfnissen, um an Wissen zu gelangen und es mit anderen zu teilen. Durch Erstellen von sogenannten „Feeds“ zu den Seiten der anderen verpasse ich auch keine noch so kleine und hoffentlich nicht belanglose neue Wortmeldung.

Obwohl diese Funktionen „sozial“ genannt werden, muss ich meinen Lernpartner gar nicht mehr persönlich treffen, um mich mit ihm in Artikeln, Foren, Chats, Blogs, etc. auszutauschen. Photos können ja auch ins Netz gestellt werden. Oftmals müssen aber GRAvatare herhalten – die haben noch weniger Mimik und Gestik. Aber Gott Lob gibt es ja noch die Netiquette, damit die sozialen Umgangsformen nicht ganz abhanden kommen.

Als erster Gedanke für eine Anwendung von PLE und Social Bookmarking im Fremdsprachenunterricht Englisch kam mir als „Brieffreunde im Ausland“ in den Sinn. Die Schüler könnten den Lernauftrag erhalten, sich mit Schülern oder einer Schule in z.B. Australien, USA, Canada etc. zu vernetzen und bestimmte Recherchen zu Land, Leute, Kultur, Geschichte etc. in der Fremdsprache zu führen. Die Ergebnisse und Quellen liessen sich dann wiederum in der hiesigen Klasse vernetzen, austauschen und präsentieren.

Auch könnte die Lehrperson selbst gezielt Lesezeichen-Sammlungen über die Netzwerke Delicious oder Diigo zur Verfügung stellen, um den Lernenden die Internetsuche nach passenden Webseiten zu erleichtern oder ihnen bestimmte Tools anzubieten. Durch die Verschlagwortung (Indexierung / Tagging) sind die Bookmarks so verschiedenen Unterrichtsthemen zugeordnet. Die Lernenden können auch ihre eigenen Bibliotheken von nützlichen Lesezeichen aufbauen und diese in der virtuellen Klassengemeinschaft austauschen. Zudem könnte eine Bookmark-Sammlung von Online-Wörterbüchern (z.B.: leo.org, pons.eu oder dict.cc  oder englisch-sprachigen Nachrichtenwebseiten (BBC; CNN) den selbstbestimmten Lernprozess positiv unterstützen.

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