Adlehm's Blog

05/06/2011

Modularisierung in der Berufsbildung

Filed under: Uncategorized — adlehm @ 23:39
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Die hinter Modulsystemen stehende Idee ist, offene Lernsysteme zu schaffen, in denen Lernende sich aus einem Angebot einen eigenen Lernplan zusammenstellen können, um über anrechenbare bereits erworbene Handlungskompetenzen in Kombination mit den noch zu absolvierenden Modulen zu einem bestimmten anerkannten zertifizierten Abschluss zu gelangen.

Weiteres Ziel ist, die Durchlässigkeit in unterschiedliche Ausbildungsgänge zu garantieren, damit Lernende sich auch umorientieren und ihren Lernweg selbst mitbestimmen können. Modulsysteme unterstützen die Entwicklung von Kompetenzen des aktiven selbstregulierten Lernens – ein Leben lang.

In einer sich stetig neu-konstruierenden globalisierten Welt braucht es Menschen, die mit den stetigen und immer schnelleren Veränderungen Schritt halten können und sich reaktionsschnell auf neue Lebenssituationen einstellen zu können – vergleichbar mit einer Evolution im Zeitraffer.

So einfach und logisch das Gestaltungsmodell der Modularisierung klingt, um der Heterogenität von Lernenden gerecht zu werden, umso schwieriger ist es, ein funktionierendes Baukastensystem mit sinnvoll aufeinander abgestimmten Modulen aufzubauen, so dass die gleichen Module in mehreren Lehrgängen mit unterschiedlich qualifizierendem Abschluss eingesetzt werden können.

Insbesondere schwierig ist dies in der Berufsbildung zu realisieren. Es braucht lange Vorlaufzeiten, klare Zielsetzungen und genaue Definitionen der Einzelmodule. Schliesslich wollen die Lernenden auch sicher sein, dass sie am Ende des „flexiblen Lern-Puzzles“ dennoch einen anerkannten qualitativ hochwertigen Lehrabschluss in der Tasche haben, der marktfähig und international vergleichbar ist.

Also braucht es Standards, um die Qualität, Transparenz und Flexibilität von Modulsystemen zu garantieren. Da sie sich zudem an den Bedürfnissen der Lernenden orientieren sollen, ist ein Modulsystem selbst auch ein Qualitätsentwicklungsprojekt, das der stetigen Überprüfung und Anpassung bedarf.

An der PHTG beispielsweise sind die Lernenden aufgefordert, am Ende jeden Moduls eine persönliche Evaluation abzugeben, so dass die nächste Generation von Studierenden von Qualitätsverbesserungen profitieren kann. Letztlich nehmen die Lernenden so auch selbst am Auf- und Ausbau ihrer Lernumgebung im Bottom-up-Verfahren teil.

Ein bemerkenswertes Beispiel eines Baukastens im Rahmen eines tertiären Berufskonzepts stellt die Weiterbildung für Schreiner in der Schweiz dar.

Dieses durch den Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) im Top-down-Verfahren  entwickelte Modulsystem führt je nach Kombination zu 7 verschiedenen Diplomen.

In der Schweiz wird im Zusammenhang mit Reformen im Bildungsbereich bereits seit den 70er Jahren die Idee verfolgt, auf bestehenden Strukturen aufbauend die Modularisierung in Ausbildung (Tertiärstufe) und Weiterbildung (Quartärbereich) schrittweise einzuführen. Praktische Unterstützung, um Module zu definieren und umzusetzen, bietet das Projekt ModuQua – ein Verein, der sich „für die qualitätsorientierte Entwicklung des modularen Systems gemäss den Vorgaben des Berufsbildungsgesetzes und der dazugehörenden Verordnung engagiert und mit Bund, Kantonen, Privaten und Verbänden zusammenarbeitet“ (vgl. http://www.moduqua.ch).


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